Arbeitshilfe: Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen

Mit einer neuen Arbeitshilfe regt die rheinische Kirche das Gespräch über die christlich-muslimischen Beziehungen an. Gemeinsames Engagement für eine friedliche Gesellschaft aus dem eigenen Glauben heraus ist eine der Grundlagen des Papiers.

„Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen“ ist der Titel der neuen Arbeitshilfe, die die Kirchenleitung in diesen Tagen an die Presbyterien der rheinischen Kirchengemeinden verschickt hat. Der Text geht davon aus, dass Christen und Muslime gemeinsam aus ihrem Glauben heraus Verantwortung für das friedliche Zusammenleben tragen. Zugleich hat dies Folgen für das Verständnis und das Zeugnis des christlichen Glaubens. Die Arbeitshilfe regt die Diskussion in der rheinischen Kirche darüber an, die Landessynode wird diese Diskussion 2018 dann ausführlich und auf einer breiten Basis führen.

Die neue Arbeitshilfe sollte ursprünglich eine überarbeitete Fassung der im September 2001 erschienenen Broschüre „Mission und Dialog in der Begegnung mit Muslimen“ werden und auch die Folgen, die sich durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 für den christlich-muslimischen Dialog ergeben, aufarbeiten. Dass nun sogar eine Neufassung vorliegt, ist der Tatsache geschuldet, dass „sich die gesellschaftliche Situation und das Zusammenleben mit Muslimen in unserem Land sehr verändert haben“, wie Präses Manfred Rekowski im Vorwort schreibt.

Gottes Heilswillen für alle Völker

Die Arbeitshilfe geht von dem Grundgedanken der „missio dei“ (zu Deutsch: Gottes Mission) aus, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden ist und seit der Weltmissionskonferenz 1952 im deutschen Willingen das Verständnis von Mission weltweit geprägt hat. Gottes Mission, das meint „die Bewegung Gottes zu den Menschen und zu der Welt“, wie es die Arbeitshilfe formuliert. Es geht um Gottes Heilswillen für alle Völker. Das Subjekt von Mission ist nach diesem Verständnis Gott selbst und nicht etwa die Kirche. Gottes Mission reicht über das hinaus, was die Kirche zu leisten vermag. Deshalb gilt es im Verhältnis von Christen und Muslimen auch, den gemeinsamen Auftrag zu erkennen.

Jeder manipulativen Form von Mission erteilt der Text damit eine Absage. Er spricht vielmehr vom wechselseitigen Zeugnis von Christen und Muslimen, bei dem es nicht nur darum geht, „welches Zeugnis Christen gegenüber Muslimen zu geben haben, sondern auch, was Christen im Dialog mit Muslimen in der missio dei zu lernen hätten: Was ist die ,Mission’ der Muslime für uns?“

Vom Glauben an den dreieinigen Gott sprechen

Weggemeinschaft kann laut Arbeitshilfe nur gelingen, wenn Christen und Muslime wechselseitig Zeugnis ihres Glaubens ablegen können. Es geht darum, sprachfähig im eigenen Glauben zu werden, wie die rheinische Ökumenedezernentin, Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, sagt und an diesem Punkt ein Defizit bei Christinnen und Christen ausmacht. Viele täten sich schwer, Zeugnis von ihrem Glauben an den dreieinigen Gott abzulegen.

Die Arbeitshilfe geht auch auf den sogenannten Missionsbefehl aus dem Matthäusevangelium ein. Ihn als Auftrag, jeden Menschen zu bekehren, zu verstehen, sei eine Lesart, die erst im 19. Jahrhundert aufgekommen sei. Der Text handle jedoch nicht von Bekehrung, sondern davon, Zeugnis für den christlichen Glauben abzulegen, wie es etwa nach der Apostelgeschichte, Kapitel 8, exemplarisch Philippus beim Kämmerer aus dem Morgenlande getan habe. Auf die Taufe habe Philippus dagegen nicht gedrängt, sie sei vielmehr erst auf ausdrücklichen Wunsch des Kämmerers erfolgt. „Die Lehre Jesu soll in der Welt, unter den Völkern, bekannt gemacht werden. Wer zum Glauben kommt, der soll getauft werden. Eine zwangsläufige Abfolge ist damit nicht gemeint“, heißt es in der Arbeitshilfe.

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Quelle: Evangelische Kirche im Rheinland, www.ekir.de // Beitragsbild: Präses Manfred Rekowski – © ekir.de/ Uwe Schinkel