″Verkehrt mit den Anhängern aller Religionen im Geiste des Wohlwollens und der Brüderlichkeit″
Dieses Zitat von Bahá’u’lláh, dem Gründer der Bahá’í-Religion mag 1950 der entscheidende Impuls für den Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í in Amerika gewesen sein, um in New York die Initiative zu ergreifen, damit der 3. Sonntag im Januar zum Weltreligionstag erklärt wird. Weltweit versammeln sich inzwischen Menschen der unterschiedlichsten Glaubensgemeinschaften an diesem Tag zum gemeinsamen Lesen in den heiligen Schriften der Religionen und zum Friedensgebet.
Ermutigt durch die positive Resonanz auf die interreligiöse Andacht zum Ausklang des Arche Noah Festes am 24.09.2017, organisierte die Essener Bahá’í-Gemeinde eine Feierstunde zum Weltreligionstag.
Wie groß das Bedürfnis nach gemeinsamen religiösen Veranstaltungen ist, zeigte sich bereits in der Vorbereitungsphase durch die freudigen Zusagen aller in Essen vertretenen Weltreligionen und deren wertvolle und bereichernde Programmbeiträge.
Umrahmt von meditativen Gesängen der Bahá’í und Aleviten, und mit überleitenden Instrumentalklängen rezitierten Vertreter des Buddhistischen Zentrums, der katholischen Stadtkirche, des evangelischen Kirchenkreises, der AyaSofya-Moschee in Katernberg, der Alevitischen Gemeinde Altendorf, der Sikh-Gemeinde Nanaksar Sat und der Bahá’í-Gemeinde Verse aus ihren Heiligen Schriften.
Die Vertreterinnen der liberalen jüdischen Gemeinde sprachen ein Bitt- und Friedensgebet, das eigens für diese Veranstaltung formuliert wurde und in dem u. a. die sorgenvollen Gedanken vieler Menschen ausgesprochen wurden, in dem aber auch unsere gemeinsame Verantwortung für die Gestaltung einer humanen Gesellschaft Ausdruck fand , ″in der jeder ohne Angst verschieden sein darf″
Nach der 65-minütigen Andacht nutzen die Anwesenden das zwanglose Beisammensein nicht nur für einen lebhaften Gedankenaustausch, sondern auch zur ersten Kontaktaufnahme, denn einige der Religionsrepräsentanten standen sich im Bahá’í-Zentrum erstmals gegenüber.
Übereinstimmend äußerten aktiv Beteiligte und Gäste den Wunsch, diese Feierstunde im nächsten Jahr im großen Rahmen zu wiederholen und boten an, sich gerne an den Vorbereitungen zu beteiligen.
Die Vielfalt der Religionen und Ethnien sowie das zugewandte Miteinander an diesem Spätnachmittag, hielt der Fotograf Ulrich Püschmann mit seiner Kamera fest.
Nicht aufwendig ausgeleuchtete, gestellte Fotos, sondern spontane und situative Aufnahmen entstanden, die die Menschen ganz authentisch zeigen und den Betrachter ermutigen, die Vielfalt als Bereicherung anzusehen und vorurteilsfrei auf andere Menschen zuzugehen.
Ulrich Püschmann hat sich in den letzten Jahren darauf spezialisiert, Menschen bei der Ausübung ihrer Religion zu fotografieren. Dies geschieht in sehr feinfühliger und diskreter Weise, so dass die Authentizität nicht leidet und die Intimsphäre unverletzt bleibt. Die entstandenen Fotos ergänzt Püschmann gerne mit Zitaten aus Religion und Philosophie oder mit Äußerungen der abgelichteten Personen. Dadurch entsteht ein ″Dialog von Bild +Text″, den der Betrachter aufgreifen und durch eigene Überlegungen fortführen kann.
Für die Gäste und Mitwirkenden beim Weltreligionstag dürften die entstandenen Fotos positive Erinnerungen an eine interreligiöse Begegnung wecken, die geprägt war von Offenheit, Respekt, Wertschätzung und Freundschaft.
Text: Helga Kappelhoff, Bahá’í-Gemeinde Essen – Bilder: Ulrich Püschmann