Unter dem Titel “Jüdisch-Islamische Begegnung” referieren Azzadine Karioh und Schalwa Chemsuraschwili, beim nächsten Donnerstagsgespräch der Alten Synagoge, 10. September, um 19 Uhr. Der Eintritt zu Vortrag und Diskussion ist frei.
Im Koran kommen viele jüdische Traditionen vor. Der konsequente Monotheismus ist beiden Weltreligionen gemeinsam, aber auch in der Betonung der religiösen Lebenspraxis gibt es Gemeinsamkeiten: So ist geschächtetes koscheres Fleisch auf für Muslime “hallal”, also zum Verzehr zugelassen, der Islam hat die Beschneidung übernommen, wie auch gewisse – nicht alle! – Speisegebote, weiter das Prinzip eines Ruhetages oder das einer heiligen Sprache, in der die religiöse Lehre vorgetragen wird.
Schon in der Spätantike gab es jüdische Rechtsschulen, muslimische Rechtsschulen sind ein besonderes Merkmal der islamischen Tradition bis heute geworden. Das jüdische religiöse Recht ist auf Einzelfallentscheidungen begründet, die jüdische “Teschuwa” (Rechtsgutachten eines Gelehrten) entspricht der islamischen “Fatwa” vom Prinzip her. Die jüdische Präsenz in den nach dem siebten Jahrhundert muslimischen Ländern ist sehr alt und geht auf vorislamische Zeiten zurück. Es ist wahrscheinlich, dass Berberstämme sich im Frühmittelalter eines Teils für den Islam, andern Teils für das Judentum entschieden haben.
Schalwa Chemsuraschwili berichtet von der Tradition seiner Familie in Georgien, und der gelebten Nachbarschaft zu Muslimen, Azzadine Karioh erläutert aus der Sicht des Islam die gemeinsamen Traditionen.
Der Konflikt zwischen jüdischen Israelis und Palästinensern seit 1929 hat diese Gemeinsamkeiten stark in den Hintergrund treten lassen. Die meisten Juden sind nach 1945 aus islamischen Ländern nach Frankreich oder Israel geflüchtet oder ausgewandert. Ist eine Begegnung in Europa oder Deutschland trotzdem möglich?
Zu den Referenten:
Azzadine Karioh ist in Essen aufgewachsen, seine Familie ist marokkanischer Herkunft. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft, Orientalistik und Islamwissenschaften in Bochum beschäftigte er sich mit Fragen der Integration. Er ist Vorstandsmitglied der Kommission Islam und Moscheen in Essen, Berater marokkanischer Institutionen über Migranten in Deutschland und Gründungsmitglied des „Initiativkreises Religionen in Essen“ (IRE). Seit 2006 ist Azzadine Karioh Rechtsanwalt in Essen.
Schalwa Chemsuraschwili ist in Georgien aufgewachsen. Er hat eine Ausbildung als Lebensmittelchemiker absolviert und ist heute zweiter Vorsitzender der Jüdischen Kultus-Gemeinde Essen.
Quelle: Stadt Essen, www.essen.de / Außenansicht der Alten Synagoge – Haus jüdischer Kultur mit neuer Umfeldgestaltung, 2010 | Copyright: Stadtbildstelle Essen, Peter Prengel