Kein Weltfrieden ohne Frieden zwischen Religionen

Wien (KNA) Verständigung zwischen Christen und Muslimen ist nach Einschätzung des Tübinger Theologen Karl-Josef Kuschel Voraussetzung für den Weltfrieden. Das Modell eines solchen Friedens könne in der Ringparabel in Gotthold Ephraim Lessings Werk „Nathan der Weise“ gefunden werden, sagte Kuschel am Freitag bei einer Fachtagung an der Universität Wien. Nicht zufällig hätten nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gleich 26 deutsche Bühnen den „Nathan“ neu inszeniert; Lessing habe Toleranz als Modell gegen Ausgrenzung präsentiert. Die drei monotheistischen Religionen seien bei ihm eine „durch gnadenhafte Fügung entstandene Schicksalsgemeinschaft“.

Eine Fortschreibung des Nathan-Stoffes erkennt Kuschel in aktuellen Texten von Religionsführern. So sei das Dokument „Ein gemeinsames Wort zwischen Uns und Euch“ von 138 Islamgelehrten aus dem Jahr 2007 ein „geschichtlich beispielloser Vorstoß“ zum Dialog gewesen. Der an christliche Kirchenführer mit dem damaligen Papst Benedikt XVI. (2005-2013) an der Spitze gerichtete Brief hebe Parallelen beider Religionen wie die Gottes- und Nächstenliebe in einer von islamischer Seite erstmaliger Form hervor und zeige auf, dass muslimische Autoritäten um ihre Verantwortung für den Weltfrieden wüssten. Gleiches gelte für eine gemeinsame Erklärung führender Theologen aus dem Iran und dem Vatikan zum Verhältnis von Glaube und Vernunft vom Mai 2008.

(KNA 10.04.2015 – pkolk-89-00097)

Quelle: Christlich-islamische Begegnungs – und Dokumentationsstelle (CIBEDO), www.cibedo.de