Gefährliche Reise der Flüchtlinge über das Mittelmeer
Die Flöße haben sie mit Absicht gewählt. Sie sollen auf die tödlichen Gefahren hinweisen, die afrikanischen Flüchtlingen drohen, wenn sie in kaputten Booten den Seeweg zur „Festung Europa“ riskieren. Essen ist einer von 44 Stopps auf der sechs Wochen langen Tour. Am Mittwoch werden die Flüchtlingsflöße von Essener Flüchtlingshilfe-Gruppen wie Pro Asyl und dem Initiativkreis der Religionen willkommen geheißen. Auf der großen Kanalbrücke solidarisieren sich Hunderte Unterstützer mit den Flüchtlingsfrauen, die sich zu der Selbsthilfegruppe „Women in Exile and Friends“ zusammengeschlossen haben.
Von der Anlegestelle geht’s zu Fuß weiter zur Zeche Carl. Der heimische Bundestagsabgeordnete Dirk Heidenblut (SPD) betont die Wichtigkeit eines solchen Projektes: „So gelangt die Situation der Flüchtlinge in die Köpfe der Menschen. Ich bin froh, dass Essen eine Station der Flöße ist, denn ich bin der Meinung, dass Essen ein klares Zeichen für die Aufnahme von Flüchtlingen setzen sollte.“
„In unserer Stadt haben braune Gedanken keinen Platz“
Auch Sozialdezernent Peter Renzel, verantwortlich für die Unterbringung von Flüchtlingen, bezieht deutlich Position: „In unserer Stadt haben braune Gedanken keinen Platz. Wir müssen uns zu allen Flüchtlingen in der Stadt bekennen.“ Freundliche Worte, wie die Aktivistin Elisabeth Ngari von „Women in Exile“ findet. Dennoch verlangt sie Taten: „Wir schätzen die Bemühungen der Verantwortlichen, aber was wir sehen wollen, ist ein Wandel.“ Ihre Mitstreiterin Fatuma Musa ergänzt: „Wir wünschen uns Akzeptanz, nicht nur Toleranz.“
Initiiert und organisiert wird die Deutschland-Floßtour von Heinz Ratz. Der Musiker und Aktivist appelliert ganz besonders an die Stadt, Arbeitsplätze in der Flüchtlingshilfe zu schaffen. „Dass es so viele ehrenamtliche Helfer bei der Aktion gibt, ist zwar sehr erfreulich, auf der anderen Seite aber auch beunruhigend. Die Unterstützung der Flüchtlinge ist so eine wichtige Aufgabe, man kann von der Stadt durchaus erwarten, dass sie hierfür mehr eigenes Personal bereitstellt.“
Dass Essen in der Flüchtlingshilfe allerdings wohl schon eine Vorreiterrolle einnimmt, zeigt die Aussage eines Dokumentarfilmers, der die Reise der Flöße begleitet. In keiner Stadt seien so viele Menschen zur Willkommensaktion erschienen.
Quelle: Marvin Droste / Flüchtlings-Flöße machen auf tödliche Gefahren aufmerksam | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:
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